Von Casablanca nach Rabat

03.11.2010 15:04 von Patrick (Kommentare: 2)

Für unseren zweiten Stopp in Marokko haben wir eine organisierte Tour von Casablanca in die Hauptstadt Rabat gebucht. Den Bus besteigen wir mit gemischten Gefühlen, ehrlich (und auch etwas überspitzt) gesagt, haben wir keine Lust, irgendwohin gekarrt, ausgespuckt, wieder zusammengetrieben und schliesslich zurück ins sichere Nest verfrachtet zu werden. Doch lässt sich die Tour nicht mehr stornieren und wir beschliessen, uns auf die Vorzüge dieser Besuchsmethodik zu konzentrieren.

 


Wir verlassen Casablanca rasch über eine der noch wenigen Autobahnen, die uns nach Rabat bringen wird. Diese 90 Minuten am Fenster des engen Reisebusses werden mein persönliches Highlight sein, im vorbeiziehen kann ich so einen Blick auf den Alltag in diesem Land erhaschen: Ein besetztes Petit Taxi in Casablanca, das anhält um einen weiteren Fahrgast aufzunehmen, der Preis wird natürlich geteilt. Ein Portier vor einem Fünfsternhotel, der kaum wahrnehmbar ein Trinkgeld eines Europäers in seine Tasche steckt. Später: kleine Märkte, gleich neben dem Pannenstreifen aufgestellt, Autos die wie selbstverständlich daneben halten und öfters Männer und Frauen, die in Lebensgefahr die Autobahn überqueren, ohne dass ich mir ausmalen kann, weswegen. Eine Autobahn als Lebensraum. Irgendwo an der Strecke stehen moderne Firmengebäude von Clariant und Bayer und ich frage mich, was diese Firmen hier draussen machen. Das Land hat keine nennenswerten Rohsstoffe, Öl wird importiert und unweit dieser Firmengebäude verbrannt, um Strom zu gewinnen. Kurz vor Rabat dann ein riesiger grüner Gürtel, angelegt auf Wunsch des letzten Königs. Vielleicht zur Abwechslung oder aus schlechtem Gewissen, er war hauptsächlich mit seinen 32 Paläste beschäftigt.

 


Wir besuchen Rabat, von dem mir ausser einigen Fotos aber nichts bleiben wird. Zu oberflächlich streifen wir die etwas gesuchten Sehenswürdigkeiten, zu eng ist der Zeitplan. Es drückt aber auch auf die Stimmung, wenn ich beobachte, wie die anderen Passagiere aus dem Bus klettern, endlich, sofort ihre Kameras zücken und in alle Himmelrichtungen fotografieren. Das Bild ist so skurril, das ich es meinerseits zu gerne festhalten würde.

 

Zurück in Casablanca ziehen wir endlich alleine los, eine Befreiung. Auch hier finden wir aber keine Eindrücke, an die wir uns später einmal erinnern werden, immerhin aber den einzigen westlichen Jeansladen, so dass ich mich auf dem Schiff wieder im Speisesaal blicken lassen kann. Ausserdem ein schönes Café, wo wir die Passanten beobachten und Strassenverkäufer abwimmeln. Insgesamt scheint uns Casablanca weltoffener zu sein als Rabat und Tangier, und doch finden wir darin nicht mehr, als eine ganz gewöhnliche Stadt.

 

Wir haben noch lokales Geld übrig, dass wir nicht mehr zurück wechseln können und so verschenken wir, was übrig ist. Es beschämt ein wenig, das kleine Vergnügen, auszusuchen, wem man die für sich selbst wertlosen Scheine zusteckt.

 

Die 1-Dirham Münzen aber behalten wir. Wir stellen nämlich fest, dass sie exakt gleichgross sind wie die Quarter-Dollars, von denen wir auf dem Schiff vier Stück für eine Wäsche brauchen.

 

Und so bescheissen wir das Luxusschiff abends mit unserer schmutzigen Wäsche.

 

Noch so ein kleines, heimliches Vergnügen.

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Kommentar von Captain of MS Ocean Princess | 10.11.2010

Dear Mr. Gsell
It has been brought to my attention that you and a cabin-sharing passenger of MS OP are cheating us with dirty laundry. I heard that you Swiss people is famous for money-laundring but let me tell you one thing: You can wash a Dirham as long as you want, it will never become a Dollar (not even a quarter). To come to an end, let me express my deepest regrets that you have found out of the maze in Tanger...You call that a maze, muahah, try to find my cabin (only for a drink of course..), but don't forget the Cotton of Ariadne because if you do not watch out, our first sailor will find you with painful consequences for you (he looks a little bit like a minotaur. And remember: Sometimes we were in the city and couldn't sleep. Also make sure that you do not encounter a video game who will do the laundry with your coins...
CU soon
Cap10

Kommentar von Manu | 18.11.2010

Ganz grosses Kino :)

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