Vom Süden nach Windhuk

13.12.2010 08:08 von Patrick (Kommentare: 1)

Etwas wehmütig sind wir schon, als wir den paradiesischen Flecken am Oranje River verlassen. Aber drei Tage sind genug und wir sind bereit, neue Gegenden zu erkunden. Deshalb fahren wir nun auf der Hauptstrasse wieder nach Norden und füllen in Keetmanshoop erst mal unsere Vorräte auf. Unweit des kleinen Städtchens, das dieses Prädikat übrigens ausnahmsweise verdient, finden wir einen ziemlich ausgefallenden Campingplatz namens Garas.

 

Auf dem Gelände wird man von zahlreichen skurrilen Figuren begrüsst, gespenstisch und kunstvoll zugleich. Die Besitzerin, eine ältere Burin, baut diese Gestalten aus Schrott und Teilen des Köcherbaumes. Aus alten Stofffetzen näht sie dann auch noch passende Kleider für ihre kleinen Kunstwerke. Wir finden die Mischung äusserst gelungen und das Zusammenspiel mit dem Sonnenuntergang hinter den Köcherbäumen ist einmalig. Das findet auch eine deutsche allein Reisende, die kurz vor Einbruch der Dunkelheit eintrifft und sich zu uns gesellt. So sitzen wir noch lange am Feuer und tauschen uns über unsere Reisepläne aus.

 

Auch die nächsten beiden Tage verbringen wir in der Gegend um Keetmanshoop, wo wir auch endlich mal wieder ein brauchbares Internetcafé finden und Fotos hochladen können. Etwas ausserhalb Keetmanshoop besuchen wir zuerst den Mesosaurus Park, ein vielleicht etwas grosser Name für das Land eines witzigen Farmers, auf dem Millionen Jahre alte Fossilien zu finden sind. Er zeigt uns die Fundstellen persönlich und spielt uns mit einem Stein auf metallischen Felsen ein paar Lieder vor, die wir erraten müssen. Ausserdem dürfen wir noch selber nach Fossilien suchen und Daniela findet tatsächlich noch zwei kleine Stücke, während ich leer ausgehe. Vermutlich hätte ich auch nicht gerade nach dem T-Rex-Gebiss suchen sollen…

 

 

Die Nacht verbringen wir ebenfalls auf seinem Gelände, in einem abgelegenen Buschcamp. Einzige Annehmlichkeiten wären eine Buschtoilette und Buschdusche, doch der Lokus ist nicht benutzbar, da sich ein Bienenvolk im Spülkasten eingenistet hat. Auf meine Morgendusche möchte ich aber nicht verzichten und schleiche mich unter die Dusche, begleitet vom bedrohlichen Summen. Während des Einseifens beobachte ich ausserdem einen ziemlich grossen Käfer und staune noch darüber, als plötzlich ein noch viel grösseres Exemplar aus der Ecke hervorschnellt und diesen laut schmatzend verspeist. Dem nächst höheren Vertreter in der Nahrungskette möchte ich dann nicht mehr begegnen und trockne mich lieber draussen ab.

 

Den folgenden Tag verbringen wir im offiziellen Quivertree Forest Camp, was zwar ziemlich viel kostet, aber unser Kühlschrank benötigt unbedingt wieder Strom, wenn wir unsere Lebensmittel behalten wollen. Unsere Zweitbatterie ist leer und die kurzen Strecken haben nicht ausgereicht, um sie wieder vollständig aufzuladen. Wir nutzen diesen Platz ausserdem, um fast all unsere Kleider von Hand zu waschen, was ganze zwei Stunden dauert.

 

Gegen Abend können wir der Fütterung der hier gehaltenen Geparden beiwohnen und auch zu den einen ins Gehege. In unserem Reiseführer steht, die Fütterung werde «publikumswirksam inszeniert», weshalb wir uns eher eine Art Zirkusgaudi vorstellen. Da es aber um diese Jahreszeit nur wenige Touristen hat, können wir viele Fragen stellen und den Raubkatzen sehr nahe kommen. Einen halbzahmen Geparden können wir sogar anfassen, das ist schon ziemlich beeindruckend. Diesen unverhofften Bonus feiern wir dann bei einem ausgezeichneten Abendessen im kleinen Restaurant, bevor wir im Dunkeln zufrieden zurück zu unserem Auto trotten.

 

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Nach der üppigen Mahlzeit gestern wollen wir uns wieder einmal richtig bewegen und beschliessen, auf der Fahrt Richtung Norden den Brukkaros Krater zu besichtigen, einen lange erloschenen Vulkan. Eigentlich befindet sich am Fusse des Kraters ein Camping und ein Büro, wo einem noch ein Eintrittsgeld abgeknöpft wird, aber das kleine Häuschen sieht sehr verlassen aus und nur ein bemaltes Schild erinnert an die einstigen Preise. Wir fahren also einfach weiter und füllen dann unseren Camelbak bis zum Rand mit Wasser und nehmen eine zusätzliche Flasche mit. Als wir gegen Mittag aufbrechen, liegt die Temperatur bei bestimmt 40 Grad und Schatten ist nicht zu erwarten. Wir gehen ziemlich zügig, bald müssen wir auch etwas klettern und nach etwa anderthalb Stunden sind wir im Inneren des Kraters angelangt. Gemäss Reiseführer hat es hier einen kleinen See in dem man sich abkühlen kann, doch um diese Jahreszeit können wir leider kein Wasser finden. Da wir die Hälfte unseres Trinkwassers verbraucht haben und auch relativ spät dran sind, können wir nicht mehr auf den Kraterrand wandern, was bestimmt nochmals zwei Stunden in Anspruch genommen hätte. Immerhin sehen wir von unserem Standort die verlassende Forschungsstation für Sonnenflecken oben auf dem Rand durch das Fernglas und begnügen uns vernünftigerweise damit. Auf dem Rückweg haben wir dann sogar etwas Mühe, den richtigen Pfad zu finden, da immer wieder kleine Abzweigungen bedrohlich ins nirgendwo führen und uns zusätzlich Zeit kosten. Trotzdem kommen wir mit dem letzten Schluck Wasser wieder heil bei unserem Wagen an und als wir zurück auf den Krater schauen sind wir stolz auf unsere kleine Wanderung.

 

Mit verschwitzten Füssen aber frischen Socken fahren wir weiter nach Norden und suchen in der Umgebung von Mariental einen Platz zum Übernachten. Doch der erste Platz, der zu einer Lodge gehört ist voll (!) und man rät uns, nochmals 20 Kilometer weiter zu fahren. Die Sonne geht schon unter, aber wir haben Glück und finden den empfohlenen Platz auf Anhieb. Auch dieser Camping gehört zu einer schönen Lodge und wir sind ganz alleine hier. Da wir noch 3 Tage Zeit haben, bevor wir nahe Windhuk unseren dreiwöchigen Arbeitseinsatz beginnen, beschliessen wir, zwei Nächte hier zu verweilen. Wir können nämlich den grossen Pool der Lodge mit benützen und die Drinks werden sogar zum Liegestuhl gebracht. Nochmals auftanken, denken wir, bevor wir dann in der Hitze arbeiten werden.

 

Am 13. Dezember fahren wir grösstenteils über eine Schotterpiste nach Windhuk, einfach weil die B1 zu langweilig ist. Etwas ungewollte Action bekommen wir dann in Form eines Oryx zu Gesicht, dass durch unseren Wagen aufgeschreckt vor uns auf der Strasse rennt. Wir bremsen und fahren ganz langsam, doch das arme Tier, wohl aufgrund einer ähnlichen Begebenheit nur noch mit einem Horn ausgestattet, kriegt sich nicht mehr ein. Es wechselt in vollem Galopp die Strassenseite und will über den Wildzaun springen, doch es hakt mit dem verbliebenen Horn ein und purzelt mit einem zirkusreifen Salto über den Hag. Wir halten den Atem an, sind uns sicher, dass sich die Antilope soeben das Genick gebrochen hat. Doch zu unserer Erleichterung springt sie weiter in die Büsche, als wäre nichts gewesen. Etwas sprachlos – wir wissen nicht ob es lustig oder schockierend war – fahren wir schliesslich ebenfalls weiter, als wäre nichts gewesen.

 

In Windhuk fahren wir erst einmal durch die Stadt, unfreiwillig. Immerhin erhalten wir so für spätere Erkundungen aber einen ersten Eindruck. Eigentlich möchten wir irgendwo campieren, aber es ist gar nicht so einfach, einen sicheren Platz für das Auto zu finden und trotzdem nahe dem Zentrum zu sein. Also quartieren wir uns im Puccini House ein, einem kleinen Backpacker Hotel mit etwas seltsamen Gästen und viel zu kurzen Betten. Der Pool sieht aus wie eine Kläranlage, aber das ist nicht so wichtig. Man kann sich dafür in der Küche selbst verpflegen und das tollste ist der Büchertausch. Hier können wir unseren Südafrikareiseführer gegen einen von Ost-Afrika eintauschen, was uns sicher noch von Nutzen sein wird. Auch die erste Hängematte in Afrika rechne ich dem Hotel hoch an. Ich lege mich rein, trinke ein kühles Bier und arbeite in Gedanken schon mal in Naankuse.

 

Neben anderen Aufgaben bin ich hauptsächlich damit beschäftigt, ein kleines Zebra heroisch vor zwei hungrigen Löwen zu beschützen.

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Kommentar von Gabriela | 21.01.2011

Pool, was für eine ;) Aussicht.

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