Vierter und fünfter Tag: Namaqualand

01.12.2010 08:13 von Patrick (Kommentare: 1)

Wir sind morgens nun schon schneller fahrbereit, aber mit Frühstück, Morgentoilette (dazu zähle ich persönlich auch die Lektüre eines Krimis von Dick Francis), Abwasch und einräumen, werden wir auch künftig zwei Stunden einplanen müssen. Wir fahren dieselben fünf Kilometer von gestern zurück, gelangen dann aber an einen Abzweig der uns rasch auf die Nationalstrasse bringt. Die Schotterpiste gestern wäre also nicht nötig gewesen.

 

Wir fahren 300 Kilometer gegen Norden, wo wir den Namaqua Nationalpark besuchen wollen. Da dies heute aber nicht mehr drin liegen wird, konzentrieren wir uns darauf, einen Stellplatz in der Nähe zu finden. Die Auswahl im Reiseführer ist nicht gross, hier gibt es keine Städte mehr, während der gesamten Strecke kommen uns nur dann und wann Lastwagen entgegen. Es geht fast nur geradeaus, die Landschaft ist ziemlich eintönig, zumal der Frühling hier vorüber ist.

 

In Kamieskroon halten wir, ein Örtchen gleich an der Strasse. Ein kleines Hotel mit Campingmöglichkeit finden wir etwas ausserhalb. Der Besitzer ist sehr freundlich und lässt sich von uns zum Nationalpark ausfragen. Wir reden auch über Klimawandel und dessen Bedeutung für diese Region, die fast nur vom Tourismus lebt. Nur in den zwei, drei Monaten, wenn hier die Blumen in allen prächtigen Farben blühen, kann er alle Zimmer vermieten. Das Grundwasser ist versalzen und wenn das gesammelte Regenwasser ausgeht, hilft nur noch Wasser von Néstle oder einem anderen Konzern, der das blaue Gold schon lange entdeckt hat.

 

Hier bleiben wir also über Nacht und haben einfach mal etwas Zeit zu sein. Später spielen wir Scrabble und ich lasse Daniela gewinnen, damit ich das Spiel noch öfters auf der Reise spielen kann.

Auch ich darf mir ja mal etwas schön reden.

 

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Beim Frühstück in der warmen Sonne halten wir es für kaum möglich, dass anderswo jemand gerade das erste Türchen an seinem Adventskalender öffnet. Wir lassen uns Zeit und erhöhen den Reifendruck mit dem Kompressor noch etwas, wir haben das Gefühl ob dem Gewicht etwas gar viel Diesel zu verbrauchen und Sand ist auch noch nicht in Sicht.

 

Den Namaqua National Park erreichen wir über eine ca. 20 Kilometer lange Schotterpiste. Am Eingang erfragt man unser Gefährt und rät uns schliesslich zur 4x4 Piste, dem sogenannten Ecotrail. Dieser kostet natürlich extra, weil aber die Blumensaison vorüber ist und wir auf ein paar Tiere in dieser Gegend hoffen, bezahlen wir den Aufschlag. Wir sind uns ausserdem sicher, dass wir heute die einzigen Touristen bleiben werden.

Der Ecotrail ist gesäumt von zahlreichen Bodenwellen und Steinen. Vierradantrieb ist hier nach meiner Einschätzung aber nicht nötig, Bodenfreiheit schon. Nur an zwei ausgetrockneten Flussläufen greife ich auf den Zusatzantrieb zurück, um nicht im Sand stecken zu bleiben. Dennoch kommen wir nur sehr langsam voran, mit 30 Stundenkilometern im Schnitt, ich will Auto und Mobiliar nicht unnötig strapazieren. Dann und wann geraten wir auch etwas in Schräglage, weit weg von bedenklich, aber doch aufregend.

 

Langsam vorankommend, können wir die Umgebung gut abtasten und finden auch bald die ersten Tiere. Ein einzelnes Reh ist darunter, Gems- und Springböcke, die mehrere Male vor uns über den Trail springen. Es ist erstaunlich: Auch wenn man explizit danach Ausschau hält, ein sich nicht bewegendes Tier erkennt man oftmals erst aus wenigen Metern Entfernung. Die Verschmelzung der Fellzeichnung mit dem Hintergrund ist verblüffend.

 

Nach zweieinhalb Stunden verlassen wir den Ecotrail auf einer Schotterpiste, die uns nach Springbok bringen soll, doch der Weg ist lang, führ über mehrere Pässe und erfordert viel Aufmerksamkeit. Erschöpft zähle ich die Kilometer und bin froh, als wir die feste Strasse am frühen Abend wieder erreichen.

 

In Springbok, dem letzten stadtähnlichen Ort vor der namibischen Grenze, steuern wir erst mal das Tourismusbüro an. Hier erfahren wir von einem nahe gelegenen Viersterne-Camping mit Swimmingpool: Der kommt uns jetzt wie gerufen!

 

Ich kann Daniela überreden, zwei Nächte an diesem komfortablen Platz zu verweilen, waschen und relaxen sind angesagt. Letzeres werde ich ihr noch beibringen.

 

Gleich wenn sie mit der Wäsche fertig ist.

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Kommentar von Kaufmann Philipp | 19.12.2010

Liebe Patrick und Daniela
auf meinem Türchen stand für den 1. Dezember: Die Liebe ist das einzige, das durch Verschwenden nicht kleiner wird. -
Herzlich
Philipp
PS GM Stojanovic wird während des Weihnachtsturniers bei mir, ausgerechnet bei mir, übernachten. Also werde ich nächste Woche ein Feldbett kaufen ...

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