Oranje River & Fish River Canyon

08.12.2010 13:12 von Patrick (Kommentare: 2)

Wie beschlossen wollen wir die folgende Woche dem Süden Namibias widmen, nachdem wir diesen Teil «aus Versehen» beinahe ausgelassen haben. Wir verlassen die B1 und befahren erstmals eine namibische Schotterstrasse, die hier viel besser ist, als erwartet. Nach nicht allzu vielen Kilometern entdecke ich ein Schild: drive slowly – shortly relocated animals. Tatsächlich dauert es keine fünf Minuten, bis wir nahe eines Wasserlochs erst zahlreiche Springböcke und dann – ja, tatsächlich – jede Menge Zebras sehen! Zwar sind sie ziemlich weit von uns entfernt und meine Versuche, näher an die Tiere zu gelangen scheitern kläglich. Aber als erste Zebrasichtung dürfen wir diese Begegnung getrost verbuchen!

 

Bestens gelaunt – der erste richtige Tag in Namibia und schon finde ich meine lang ersehnten Zebras – erreichen wir am frühen Nachmittag den Fish River Canyon National Park. Direkt am Canyon spendet eine neu erbaute Aussichtsplattform Schatten und ist für der Ideale Platz für Danielas leckeren Salat. Die Aussicht ist ziemlich spektakulär und es ist mehr als nur verblüffend, dass in mitten den flachen Steppe die Erde plötzlich derart aufreissen kann.

 

Nach dem Snack fahren wir weiter entlang des Abgrunds, auf der Suche nach weiteren und noch spektakuläreren Aussichtspunkten. (Wir sind dann auch der Meinung, diese noch besseren Orte gefunden haben, natürlich). Um mich zu ärgern, macht sich Daniela einen Spass daraus, so nahe wie möglich an den Rand zu stehen. Während ich rufe «hey, da geht’s  500 Meter abwärts!» und «Was machst du bei einer Windbö?» (Ich weiss schon, dass es JETZT gerade windstill ist) oder «Was, wenn sich die Erde plötzlich löst?» (Klar, es könnte ja auch ein Meteor vom Himmel fallen), beugt sie sich nur noch weiter darüber. Ich glaube Dani, der mit uns auf dem Table Mountain war, weiss genau, wovon ich rede.

 

Gute drei Stunden später verlassen wir den Fish River Canyon wieder und fahren auf der Schotterpiste weiter in südlicher Richtung. Die Landschaft wird steiniger und man hat tatsächlich das Gefühl, einen hoch gelegenen Kurort zu besuchen, als wir Ai-Ais erreichen. Dieser Ort wurde wegen der hier vorhandenen Warmwasserquellen aus dem Boden gestampft. Neben einem etwas lieblosen aber teuren Campingplatz gibt es hier ein Hotel mit Restaurant, ein kleines Spa und eine Tankstelle. Für einen extra für Touristen erschaffenen Ort wirkt hier aber alles ziemlich heruntergekommen. Da wir aber schon mal hier sind, beschliessen wir auch das Restaurant auszuprobieren, in dem wir fast die einzigen Gäste sind. Lustigerweise erhalten wir unterschiedliche Speisekarten: Es stehen freilich die selben Gerichte und Preise drauf, aber die Beilagen und Saucen sind komplett anders zusammen gestellt. Als wir die Bedienung darauf aufmerksam machen, meint sie einfach, wir sollen sagen was wir möchten, wir würden alles bekommen. Die unterschiedlichen Speisekarten aber, legt sie einfach zurück auf den Stapel… That’s africa!

 

Am nächsten Morgen gönnen wir uns ein Bad im Thermalpool, der aber ausgerechnet jetzt gereinigt und mit Chlor und anderen Chemikalien versetzt wird. Ein anderer Frühschwimmer ist darüber so verärgert, dass er aus dem Wasser steigt und schimpfend davon läuft. Auch wir kehren diesem Ort bald den Rücken und fahren weiter bis zum Orange River. Wir folgend dem grünen Gürtel entlang des Flussufers und steuern das Amanzi Camp an, dass wir in unserer Liste der Campingplätze angestrichen haben. Tatsächlich finden wir einen Stellplatz direkt am Wasser, mit Strom und einer schatten spendenden Hütte. Ein Paradies!

 

Anfänglich hat es mich etwas Zeit gekostet, Daniela zu überzeugen, dass wir alle Zeit der Welt haben und getrost drei Nächte an diesem paradiesischen Flecken verweilen dürfen. Doch als sie sieht, dass wir WIRKLICH ausreichend Zeit haben für die weitere Strecke, willigt sie ein.

 

So geniessen wir herrliche Tage mit baden (oder bei belieben auch wandern) im Fluss. In der Tat reicht einem das Wasser im breiten Fluss praktisch überall nur bis zur Hüfte, so dass wir mehrere hundert Meter einfach mitten im Fluss gehend zurücklegen können. Wir mieten uns ausserdem ein Kanu und paddeln den Fluss hoch, bis wir an eine kleine Stromschnelle gelangen. Da wir beide noch keine Erfahrung mit Riverrafting haben und wir gerade in der Schweiz öfters Horrorgeschichten zu hören bekommen, sind wir anfangs unsicher, ob wir unser Kanu hochtragen und einfach runter paddeln können. Wir untersuchen alles genau und bereiten uns mental aufs äusserste vor (gut, also vor allem ich), dann steigen wir ein und steuern auf die Stromschnelle zu. Der Atem stockt, die Zeit bleibt stehen… und das Kanu beinahe auch! Wie eine fette Ente rutschen wir langsam und äusserst unspektakulär über das Gefälle, nicht mal einen Wassertropfen bekommen wir ab! Vermutlich stand hier mal ein Schild: «ab drei Jahren» oder so. Aber hey, wenn man‘s nicht weiss… ist es ganz schön aufregend!

 

Nicht unerwähnt bleiben darf auch Danielas aufwändiges Chili con Carne, zubereitet mit Feuerhandschuhen und Bikini im Pfadfindertopf. Das schmeckt so gut, dass wir extra nur die Hälfte essen um es am folgenden Tag nochmals geniessen zu können. Dumm nur, dass das gute Essen 24 Stunden später wegen der Hitze total verschimmelt ist.

 

Hätte ich doch nur alles in mich reingestopft!

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Kommentar von Hansueli | 06.01.2011

Interessannti Bricht vo eu Abentüürer. Däni,bitte kei Übermuet bim abeloege und Uselääne. Hebed no e schöni Ziit

Kommentar von best | 07.01.2011

Nun wird es ja richtig afrikanisch und heiss. grossartig, ich freue mich über jeden Bericht, lebe sozusagen mit. Ich motiviere mich damit auch für eine Reise.
Best of africa

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